Ein Jahr Naturtagebuch; 235 Pflanzen, 78 Tiere, Teil I

Die Natur in meiner Umgebung 2017

Ein Jahr lang habe ich nun mein Naturtagebuch mit Begeisterung angelegt und dabei nicht nur gelernt  bei meinen Spaziergängen besser hinzuschauen, sondern ich habe auch viele Pflanzen und Tiere neu oder besser kennengelernt.

 

Ein ganzes Jahr lang habe ich Tiere beobachtet, gemalt und fotografiert und durch das Malen die Formen und Farben, ihre Charakteristika besonders kennengelernt. Ich habe Pflanzen fotografiert, bestimmt, gepresst und durch die Literatur, das Internet so viel Interessantes, Neues erfahren: Über die Bedeutung und Lebensweise der Tiere für die Umwelt, für uns Menschen, über die Bedeutung der Pflanzen für die Medizin, die Naturheilkunde, als Lebensmittel, ihre Giftigkeit in Teilen oder bestimmten Konzentrationen, ihre Verwendung z.B. auch als Färbemittel und zur Holzgewinnung.

 

Auch die Wetterbedingungen habe ich, zumindest grob, festgehalten: Temperatur, Niederschläge, bewölkt oder sonnig. Im nächsten Jahr möchte ich mit einer Wetterstation noch genauere Angaben machen können.

Die beobachtete Tierwelt 2017

Von den 78 verschiedenen Tieren, die ich vom 1.1. bis zum 31.12.2017 beobachtet habe, ist auf den Bildern nur eine kleine Auswahl zu sehen; von links nach rechts und von oben nach unten: Gimpel-Paar und Kohlmeise (jeweils gemalt), Dohle, Rotkehlchen-Nest, Kraniche, Schwanzmeisen, Buntspecht, Amsel, Heckenbraunelle, Kleiber, Brauner Waldvogel, Bläuling, Zitronenfalter, Kohlweißling, C-Falter, Admiral, Mohrenfalter, Buchsbaumzünsler, Jakobskrautbär-Raupe, Tagpfauenauge-Raupe, Erdhummel, Junikäfer, Mosaikjungfer, Adonislibellen, Feuerwanzen, Braunbrustigel, Erdkröte, Weinbergschnecken.

 

Am meisten fasziniert hat mich in diesem Jahr, dass ich tagsüber einen Rotfuchs ganz nah sehen konnte, der Haubentaucher mit den drei Jungen auf seinem Rücken am Kalterer See, das Rotkehlchen-Nest mit sechs Jungen im Schuppen unseres Gartens, die vielen (ca. 100) Raupen des Tagpfauenauges auf den Brennesseln, dass ich zum ersten Mal einen Mittelspecht und mehrere Feldsperlinge im Garten von Arne und Katharina in Weilimdorf so nah und lange beobachten konnte, die Rotdrosseln mehrere Tage im März in unserem Garten, die Bachforellen und die Biber-Spuren im Sägebach in Ruhpolding, die Wasseramsel in der Großen Enz in Bad Wildbad, die Weinbergschnecken beim Liebesspiel am Erzbahnradweg in Gelsenkirchen, der Braunbrustigel in unserem Garten  und natürlich der so farbenprächtige kleine Eisvogel, den ich in diesem Jahr an drei Tagen an der Ruhr, in Mülheim und Essen, beobachten konnte, davon einmal ca. 20 Minuten lang.

 

Von den 78 Tieren, die ich 2017 beobachtet habe, waren die Vögel mit 45 Vertretern die größte Gruppe und sind aus folgenden Familien: Baumläufer (1), Braunellen (1), Drosselvögel (6), Eisvögel (1), Entenvögel (3), Finkenvögel (5), Habichtartige (3), Kleiber (1), Kormorane (1), Kraniche (1), Kuckucke (1), Lappentaucher (1), Meisen (2), Möwen (1), Rabenvögel (4), Rallen (1), Reiher (1), Segler (1), Spechte (3), Sperlinge (1),  Stelzen (1), Wasseramseln (1), Zaunkönige (1), Zweigsänger (3),.

 

Danach kam die Gruppe der Insekten mit 23 Vertretern: 11 verschiedene Schmetterlinge bzw.ihre Raupen, 5 verschiedene Hautflügler, 4 Käfer-Arten, 2 Libellen-Arten und eine Wanzen-Art.

 

Sechs verschiedene Säugetiere, ein Fisch, ein Kriechtier, ein Lurch und ein Weichtier vervollständigten die von mir entdeckte Tiergruppe in diesem Jahr.

Faszination Tierwelt

Zumindest drei Tiere möchte ich in diesem Jahr etwas genauer vorstellen: Einen Vogel, ein Insekt, ein Weichtier:

  • Rotkehlchen, Erithacus rubecula (L.), ein Erdsänger (Erithacinae) erfreut uns das ganze Jahr mit seinem schönen, variationsreichen Gesang, fast von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ich sehe diesen hübschen Vogel beinahe täglich und er ist sehr zutraulich, setzt sich sogar mal auf unseren Spaten, wenn wir den Boden umgraben.

Der Vogel ist gut erkennbar an seiner orangeroten Färbung an der Stirn, der Kehle bis zur Vorderbrust. Er ernährt sich hauptsächlich von Insekten, kleinen Spinnen und kleinen Regenwürmern, besucht aber auch regelmäßig unser Vogelhaus. Er hat ein ausgeprägtes Revierverhalten und im Winter haben Weibchen und Männchen, die sich äußerlich kaum unterscheiden, getrennte Reviere. Während der Brutzeit leben sie aber als Paar in einem Revier zusammen und führen eine monogame Brutehe. Das Weibchen brütet alleine die Eier aus, 13-15 Tage und wird in den kurzen Brutpausen, außerhalb des Nestes, vom Männchen gefüttert.

Ein Nest mit sechs Jungen in unserem Garten, im Mai diesen Jahres, war etwas ganz Besonderes. Obwohl diese Vögel ihre offenen, napfförmigen Nester überwiegend am Boden bauen (70 - 80 %, laut wikipedia), war unseres in ca. 2 m Höhe, allerdings geschützt in der Ecke unseres Schuppens. Zum Glück waren alle Jungen gerade flügge geworden, bevor wir in Urlaub fahren und den Schuppen abschließen wollten. Die Jungen werden vom Männchen gefüttert, das ihnen auch vorsingt, sie auf den Gesang prägt.

Im Juni habe ich dann zum ersten Mal die Rotkehlchen in ihrem Jungkleid in unserem Garten bewusst wahrgenommen. Sie sind dann noch gar nicht orangerot, sondern hell gefleckt. (s. wikipedia und Barthel/Dougalis: Was fliegt denn da?)

  • Zitronenfalter, Gonepteryx rhamni (L.) aus der Familie der Weißlinge und Gelblinge (Pieridae) ist von allen mitteleuropäischen Schmetterlingen derjenige mit der höchsten Lebenserwartung ( 12 Monate) und der einzige, der hier ohne Schutz als Falter frei in der Vegetation überwintern kann. Er ist immer der erste Schmetterling, den ich sehe; in diesem Jahr Anfang März.

 

Wie macht er das? Er verfügt praktisch über ein körpereigenes Frostschutzmittel. Nachdem er alles Wasser, das er entbehren kann, ausgeschieden hat, kann der Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit durch Glycerin, Sorbit und Eiweiße so weit erniedrigt werden, dass er bei Temperaturen bis - 20°C überleben kann, auch wenn er ganz mit Schnee bedeckt ist. Bei mildem Wetter lässt er sich daher manchmal auch schon im Februar sehen, kann er dann schon ausfliegen. Faszinierend! (s. wikipedia und "Wie überlebt der Zitronenfalter den Winter?")

 

Sein Name lässt sich verstehen, da das Männchen intensiv zitronengelb ist. Das Weibchen ist aber nur schwach grünlich-gelb gefärbt und eventuell mit einem Kohlweißling zu verwechseln. Im Gegensatz zum Kohlweißling sind die Flügel des Zitronenfalters an den Spitzen aber deutlich zugespitzt.

  • Weinbergschnecken, Helix pomatia L., Schnirkelchnecken (Helicidae) habe ich in diesem Jahr auf dem Erzbahnradweg in Gelsenkirchen mehrmals gesehen: Die erste Anfang Mai und im Juni und Juli einmal sieben und einmal acht Stück am Wegesrand, zum Teil paarweise aneinnder, aufgerichtet, wahrscheinlich beim Liebesspiel.

Weinbergschnecken werden bis zu acht Jahren alt, im Gehege, bei guter Pflege sogar bis zu 20 Jahre. Diese Landschnecke mit dem hübschen Gehäuse aus Kalk, mit Jahresringen,  wird bis zu 10 cm lang und 30 g schwer. Sie bewegt sich mit einem muskulösen Kriechfuß auf der Sohle hinter dem Kopf vorwärts, eine Schleimspur hinterlassend, die vier Fühler ausgestreckt. Der Schleim ist für die Schnecke lebensnotwendig. Er schützt vor Verletzung, Austrocknung und dem Angriff von Insekten. "Die Weinbergschnecke ernährt sich von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewüchsen, die sie mit ihrer Raspelzunge, der Radula, auf der sich rund 40.000 Zähnchen befinden, abweidet" (wikipedia)

Besonders faszinierend finde ich ihre Fortpflanzung. Weinbergschnecken sind Zwitter, die sich aber nicht selbst befruchten können. Beim Liebesspiel zwischen zwei Schnecken, das bis zu 20 Stunden dauern kann, Fuß an Fuß, aufgerichtet, treiben sie Liebespfeile aus Kalk mit einem stimulierenden Sekret in ihre Körper. (s. Die lebende Welt der Weichtiere). Von den 40 - 60 Eiern, die 4-6 Wochen nach der Begattung in einer Erdgruppe verschlossen werden, schlüpfen nach ca. 2 Wochen die Jungschnecken, die zur Kalkaufnahme die Eihüllen fressen. Da ihr Gehäuse zu Beginn noch sehr weich ist, werden viele Opfer von Fressfeinden und nur ca. 5% geschlechtsreif (nach 2-3 Jahren). Bei Trockenheit halten sie einen Trockenschlaf und verschließen sich mit einem Deckel, um eine Verdunstung des Wassers und Austrocknung zu verhindern. Den Winter verbringen sie in einer Kältestarre, in dem sie ebenfalls ie Schalenöffnung mit einem Kalkdeckel verschließen, den sie im Frühling wieder abstoßen.

In Deutschland sind Weinbergschnecken streng geschützt.

Ausblick: Im zweiten Teil will ich einen kurzen Überblick über die 218 von mir in diesem Jahr gesammelten Pflanzen geben - ihre Bedeutung für uns und die Natur, ihre mal unscheinbare, mal auffällige Schönheit, an der ich mich immer wieder erfreuen kann.

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