Mein Naturtagebuch 2017 Teil II: Eine Auswahl von 235 Pflanzen

Die Pflanzenwelt 2017

Was für eine Vielfalt allein in meiner unmittelbaren Umgebung, in meinem Garten und auf meinen täglichen Spaziergängen, z.B. zur Halde Rheinelbe! Es ist eine große Freude für mich im Laufe des Jahres zu sehen wie die Pflanzenwelt sich verändert, wie schön die unscheinbaren und die auffällig schönen Pflanzen sind. So werden tägliche Spaziergänge zu einem Erlebnis. 

Was haben uns diese Pflanzen alles zu bieten! Sie bringen Aromen und Würze in unsere Küche, bieten uns frische Salate und Wildgemüse, sind oft arzneilich wirksam, sind ein wichtiges Futter für die Tierwelt, können zum Färben und zum Bauen genutzt werden und sind immer eine Augenweide. Wir sollten uns vor dem Verzehr aber auskennen; denn einige Pflanzen oder Pflanzenteile sind für uns ungenießbar oder sogar giftig, manchmal auch schon in kleinen Dosen.

Es war für mich schwer eine Auswahl zu treffen; deshalb habe ich mich jeweils für das Foto einer blühenden Pflanze pro Monat entschieden. Von links nach rechts und von oben nach unten:

  • Januar, Halde Rheinelbe: Gewöhnliche Hasel, Haselnuss, Corylus avellana L., Birkengewächse, Betulaceae - als Frühblüher ist sie ein wichtiger Pollenlieferant für Honigbienen; viele Insektenarten ernähren sich von den Blättern, Früchten, dem Saft; Haselnüsse sind für Menschen und Tiere ein wichtiger Beitrag zur Ernährung; das Holz wurde früher und heute genutzt (wikipedia, Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, S. 271f)).
  • Februar, Garten: Lenzrose, Orientalische Nieswurz, Helleborus orientalis, Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae - ist in allen Pflanzenteilen giftig und wird seit dem Mittelalter zu Heilzwecken angebaut (Hauenstein).
  • März, Garten, von-Wedelstaedt-Park: Buschwindröschen, Anemone nemorosa L., Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae - Alle Pflanzenteile sind giftig, der Pflanzensaft kann Hautreizungen hervorrufen, früher fanden sie Verwendung in der Volksheilkunde, heute noch in der Homöopathie (wikipedia, Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, S. 592f. Auf dem Foto sind außerdem die gelben Blüten des Scharbockskraut, Ranunculus ficaria L., Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae  zu sehen - es wurde früher wegen der Vitamin-C-haltigen Blätter gegen Skorbut verwendet; alle Teile sind giftig, besonders der Wurzelstock und die Brutknospen; die jungen Blätter, vor der Blütezeit, sind unbedenklich und z.B. eine vitaminreiche Salatbeigabe; der Saft der Wurzelknöllchen wird gegen Feigwarzen verwendet(wikipedia, Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, S. 141f).
  • April, von-Wedelstaedt-Park; Leithestraße: Tulpen-Magnolie, Hybride Magnolia × soulangeana, Magnoliengewächse, Magnoliaceae - Sie findet Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin (Gesundheitsseite), außerdem eignen sich die Blüten für Tees, das Holz in der Tischlerei.
  • Mai, Halde Rheinelbe: Gewöhnliche Akelei, Aquilegia vulgaris L., Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae - Sie sind giftig, vor allem die Samen! Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden sie in der Medizin verwendet; Spannend für Biolog_innen ist die evolutionäre Anpassung der Nektarsporne und Blütenfarben der Akeleien an die verschiedenen Bestäuber, der Schwebfliegen, Hummeln, Schwärmer, Kolibris (Modell n der Biologie); der Lotuseffekt der Blätter findet Anwenung in der Bionik (wikipedia).
  • Juni, Halde Rheinelbe: Kronen-Lichtnelke, Lychnis coronaria, Nelkengewächse, Caryophyllaceae - sie wird selten als Heilpflanze genutzt (wikipedia).
  • Juli, Skulpturenwald: Blutweiderich, Lythrum salicaria L., Blutweiderichgewächse, Lythraceae - Er eignet sich in Notzeiten als Gemüse, früher wurde der Saft zum Gerben von Leder verwendet. Im Altertum galt er als Heilpflanze; er hat eine schützende Wirkung gegen Diabetes (wikipedia); auch für Süßspeisen, Salate, Gemüse und Getränke kann er verwendet werden (Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, S. 195).
  • August, Halde Rheinelbe: Schmalblättriges Greiskraut, Senecio inaequidens, Korbblütler, Asteraceae - einige Autor_innen bezeichnen es als giftig bis sehr giftig; in der Heimat, Südafrika werden zerquetschte Blätter zur Wundheilung genutzt; die bakterientötende Wirkung ist laut Ursula Stratmann wissenschaftlich belegt.
  • September, Halde Rheinelbe: Breitblättrige Platterbse, Lathyrus latifolius L., Schmetterlingsblütler, Fabaceae - sie ist als nektarführende Schmetterlingsblume bedeutsam (wikipedia); sie eignet sich als wohlschmeckendes Gemüse im Frühjahr, sollte aber nicht zu viel gegessen werden und es ist zu empfehlen auf die Zubereitung zu achten; im Juli lassen sich die Samenschoten für Gemüsesuppen verwenden, die inneren Samen wie Erbsengemüse (Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, S. 446ff).
  • Oktober, Garten: Südamerikasalbei, Salvia guaranitica, Lippenblütler, Lamiaceae - er ist eine beliebte Nektarquelle für Bienen und Hummeln (mein mediterraner Garten); die Blätter eignen sich für Tees, die Blüten sind für Salate verwendbar (Pflanzenwiki).
  • November, Garten Virchowstrasse: Winterschneeball/Duftschneeball, Hybride Viburnum ×bodnantense, Moschuskrautgewächse, Adoxaceae - Er erfreut als duftender Winterblüher; die Blätter, Rinde und Beeren sind schwach giftig.
  • Dezember, Garten: Schnee- oder Christrose, Helleborus niger L., Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae - sie ist stark giftig und in Deutschland besonders geschützt; von der Antike bis in die frühe Neuzeit wurde sie in der Heilkunde genutzt, in der Volksmedizin und der Homöopathie wird sie noch heute genutzt. (wikipedia, heilkräuter).   

Die Außergewöhnlichen

Die für mich außergewöhnlichsten Pflanzen waren in diesem Jahr:

Der Blauglockenbaum, Paulownia tomontosa, Blauglockenbaumgewächse, Paulowniaceae, den ich zum ersten Mal im Mai in einem Garten an der Virchowstrasse sah. Die auffallenden blauen Blütenglocken, die nach Vanille duften, waren für mich ziemlich ungewöhnlich. Im Juli fielen mir dann die  nussförmigen, vierkammerigen Kapselfrüchte auf (s. Foto). Dieser ungewöhnliche Baum ist in China beheimatet. Sein leichtes, schwer entflammbares Holz wird laut wikipedia für Möbel, Surfboards und Tischtennisschläger verwendet; in Japan für Kimonoschränke und wegen seiner Klangholz-Eigenschaften für Musikinstrumente wie z.B. Elektrogitarren.

Den Klappertopf, Rhinantus, Sommerwurzgewächse, Orobanchaceae, sah ich zum ersten Mal im Juni auf einer der wunderschönen, blühenden Bergwiesen in Stohren bei Freiburg. Laut wikipedia hat diese Pflanze ihren Namen daher, dass die Samen in den reifen Früchten klappern, wenn sie bewegt werden. Der Klappertopf ist ein Halbschmarotzer, der zwar Photosynthese betreiben kann, aber für Wasser und Nährstoffe auf Wirtspflanzen angewiesen ist. "Mit Hilfe von Haustorien stellt er eine Verbindung zur Graswurzel her und zapft diese an. Die Wuchskraft der Gräser wird so geschwächt bis hin zum Absterben der Pflanze." (BUND) So habe der Klappertopf eine Bedeutung für den Naturschutz, weil kleinere Blüten wieder besser wachsen können, die Wiesen wieder artenreicher werden.

Die Bach-Nelkenwurz, Geum rivale, Rosengewächse, Rosaceae, sah ich zum ersten Mal Ende Mai in Ruhpolding am Sägebach. "Die Bach-Nelkenwurz wird als Droge mit der Bezeichnung „Gei rivali radix“ in der Volksheilkunde gelegentlich noch wie die echte Nelkenwurz, Geum urbanum verwendet. Der Gerbstoffgehalt ist etwa entsprechend, der von keimtötendem Eugenol im ätherischen Öl nur sehr gering.[7 (wikipedia) Die Heilwirkung ist schon seit Jahrhunderten bekannt und ein Tee aus Bach-Nelkenwurz soll z.B. bei Zahn- und Herz-Beschwerden helfen, starke Auszüge sollen z.B. Ameisen und Wanzen vertreiben können und die Wurzeln hätten früher das Sauerwerden des Bieres verhindert.(Das Heilkräuter-Verzeichnis), Sie wurde 2007 zur Blume des Jahres ernannt.

Die Ährige Teufelskralle, Rapunzel, Phyteuma spicatum, Glockenblumengewächse, Campanulaceae entdeckte ich, wie die Bach-Nelkenwurz, Ende Mai am Sägebach in Ruhpolding. "Von April bis Mai könne(n) die Blätter roh als Belag für Butterbrote oder als Salatbeigabe genutzt werden. Sie können auch als Zugabe für Pürees und Spinatgerichte genutzt werden." (Pflanzenvielfalt.net) Die Blüten würden sich auch als Gemüse, essbare Deko und für Smoothies verwenden lassen.

Die Pflanze habe auch eine Heilwirkung, die Studien laut Rene´ Gräber belegen: Sie sei eine Anti-Schmerz-Pflanze, wirksam bei rheumatischen Leiden und Kreuzschmerzen, habe einen antioxidativen Effekt, helfe bei Muskelsteifheit, zeige anti-entzündliche Eigenschaften und verbessere die Lebensqualität bei rheumatischen Erkrankungen.

Im nächsten Artikel möchte ich darstellen welche der 235 Pflanzen medizinisch verwendet werden, giftig sind bzw. Gesundheitsrisiken haben, essbar sind, als Nahrungsquelle für Insekten dienen oder zu anderen Zwecken verwendet werden können. Aus jeder Gruppe werde ich wieder eine Pflanze genauer betrachten.

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