Schmetterlinge auf Zollverein (2015)

Was für eine anregende, interessante Exkursion zu Schmetterlingen auf dem Gelände der Zeche Zollverein!: Ligusterschwärmer, Abendpfauenauge, Raupen vom Großen Gabelschwanz, Mondfleck (Mondvogel) und Braunwurzmönch, Kreuzkröten-Kaulquappen und die knotige Braunwurz  kennen gelernt, so Interessantes über sie und weitere Schmetterlinge - Admiral, Bläuling, C-Falter, Großes Ochsenauge, Kleiner Fuchs, Kohlweißling, Brauner Waldvogel (Schornsteinfeger), Tagpfauenauge und Zitronenfalter - erfahren. Für das Gelände, diese wunderbare Mischung von Kultur und Natur auf dem ehemaligen Zechengelände, kann ich mich immer wieder begeistern. Was für eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren sich dort bereits angesiedelt haben, ist einfach toll. Durch so eine tolle, vom NABU und einem Schmetterlingsexperten geführte Exkursion, wurde mein Blick für die Natur, meine Begeisterung für die Schmetterlinge und ihre Raupen gesteigert. Es hat allen Teilnehmer_innen große Freude gemacht und mich motiviert genauer in meinem Garten und in meinem Umfeld auf die hübschen, filigranen Insekten und auf Raupen zu achten. Jeden Tag sehe ich beim Spaziergang mit dem Hund und in unserem Garten Schmetterlinge: Admiral, Bläulinge, C-Falter, Kleiner Fuchs, Kleines Nachtpfauenauge, Kohlweißlinge, Jakobskrautbär (zum ersten Mal, Ende Mai). und gestern morgen z.B. habe ich einen Falter in meinem Bad entdeckt, ihn vorsichtig nach draußen gesetzt und dank meines Sohnes Arne als Buchsbaumzünsler identifiziert. Den hatte ich bisher noch nie gesehen. Bis zum 26. Juli kann jede_r an der Mitmach-Aktion "Zeit der Schmetterlinge", für Freund_innen der bunten Artenvielfalt, vom NABU teilnehmen, die eigenen Beobachtungen weitergeben.

Der Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri L.) auf Zollverein

Den Ligusterschwärmer hat der Schmetterlingsexperte Ulrich Dirkschnieder mitgebracht und ihn auf dem Gelände der Zeche Zollverein frei gelassen, ihn dazu auf das Jakobskreukraut (Jakobsgreiskraut) gesetzt. So konnten wir ihn toll in Ruhe betrachten und alle Exkursionsteilnehmer_innen, die Kinder wie die Erwachsenen, waren fasziniert (s. Foto oben). Der Ligusterschwärmer, erfuhren wir, ist ein einheimischer Nachtfalter, der zur Familie der Schwärmer gehört, von Mai bis Juli fliegt und abends Nahrung aufnimmt. Allerdings saugen die Falter, laut Experte, nicht mehr viel, da sie sich als Raupe die notwendige Substanz angefressen hätten. "Die Raupe des Ligusterschwärmers ist ausgewachsen etwa 90 bis 100 Millimeter lang. Sie ist leuchtend grün mit sieben seitlichen, weiß-rosa- bis weiß-lila-farbenen Streifen und gelben Punkten." Die Raupe ist gut an dem schwarzen Analhorn zu erkennen und lebt gerne auf Liguster oder anderen Ölbaumgewächsen wie z.B. Esche, Flieder, Forsythie. Deshalb sollten wir die Ligusterhecken bis September nicht mehr schneiden, um den Ligusterschwärmer, zu schützen. Kurz bevor die Raupe sich verpuppt, dazu gräbt sie sich ein (s. Video oben), wird sie unruhig und auf der Oberseite dunkler. (s. Ligusterschwärmer Sphinx ligustri L.). So eingegraben verpuppt sich die Raupe zum Schmetterling, kann als Puppe überwintern und im Mai des folgenden Jahres, nach dem Glätten der Falten, die Flügel ausbreiten und losfliegen. Ausführlich konnte ich das in der Vaihinger Kreiszeitung nachlesen.

Das Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata L.)

Da der Schmetterlingsflieder leider noch nicht blühte, an dem sich Schmetterlinge so häufig gut beobachten lassen, hat Herr Dirkschnieder auch noch ein Abendpfauenauge mitgebracht und ebenfalls auf dem Gelände der Zeche Zollverein frei gelassen, auf das Jakobsgreiskraut (Jakobskreuzkraut) gesetzt. Es ist ein ziemlich großer Nachtfalter, auch ein Schwärmer, der auf dem Foto in der Ruhehaltung zu sehen ist, So ist der Falter tagsüber gut getarnt; denn wir sehen vor allem Grau- und Brauntöne, so dass er an den Rinden, z.B. der Salweide, kaum zu sehen ist. Das blau und schwarz geringelte Auge auf den rötlichen Hinterflügeln, das dem Nachtfalter den Namen gegeben hat, ist hier nicht zu sehen. Die Augen sind erst zu sehen, wenn die Hinterflügel sichtbar werden und sollen vor einem Angriff schützen, indem sie einen großen Gegner vortäuschen. "Während die Falter keine Nahrung aufnehmen, fressen die Raupen an Pappeln und Weiden." (Dierl, Wolfgang: Schmetterlinge,S. 80). Pappeln und Weiden sind auf dem Zechengelände reichlich vorhanden, so dass die Raupen genug Nahrung finden können. Der Falter muss sich dann nur noch fortpflanzen. BUND "Die Weibchen senden Duftstoffe aus, die Männchen folgen dieser Duftspur, wobei das Riechorgan zu ganz außerordentlichen Leistungen in der Lage ist."

Bildergalerie: Schmetterlinge (Lepidoptera), Raupen, NABU auf Zollverein

auf der Bildergalerie - von links nach rechts und oben nach unten: Kleiner Fuchs, Kohlweißling, Raupe vom Gabelschwanz, vom Braunwurzmönch, Nora Scholpp (Projektleitung) und Michael Schoch (Projektmitarbeiter) von der Regionalstelle Ruhrgebiet auf dem Zechengelände, Raupen vom Mondvogel

"Natur auf Zollverein"- nicht nur Schmetterlinge

Die Regionalstelle Ruhrgebiet hat ein breites Angebot zur Erkundung der Natur auf Zollverein: Boden, Färberpflanzen, Fledermäuse, Geologie, Heuschrecken, Pilze, Schnecken, Tierspuren und Wintervögel.

Bei meiner ersten Exkursion dort, zu den Schmetterlingen, konnten wir neben den Schmetterlingen Kleiner Fuchs, Kohlweißling, (s. Bildergalerie und Foto links) viele Heuschrecken,  eine Menge Kaulquappen von der Kreuzkröte, verschieden Käfer, Libellenarten und Molche sehen und blühten u.a. Knotige Braunwurz, Jakobs-Greiskraut und Nachtkerzen. Während der Schmetterlingsexperte Herr Dirkschnieder uns so viel Interessantes über Schmetterlinge erzählte, hatte Frau Scholpp vom NABU die gute Idee, dass die Kinder ihre Umgebung nach Raupen absuchen. Das hat ihnen so viel Spaß gemacht. Sie waren ja auch erfolgreich, s. Fotos oben und sahen dabei Heuschrecken hüpfen, Libellen fliegen und Kaulquappen im Teich.


Kohlweißling (Pieris brassicae oder P. rapae L.): Herr Dirkschnieder erzählte uns z.B., dass bei dem Kohlweißling in einem Jahr mehrere Generationen anzutreffen sind, so dass die Raupen von Juni bis Oktober zu sehen sein können. Die Raupen ernähren sich, so sagte er, z.B. gerne von Kohl oder anderen Kreuzblütlern und überwintern als Puppen. Die Falter sind laut NABU von Ende April bis Mitte Oktober zu sehen, drei Generationen, die sich teilweise überschneiden. Deshalb sehen wir ihn auch so früh und so häufig. Wenn auch im Herbst noch Falter zu sehen seien, sei das ein Zeichen dafür, dass der Winter erst spät kommt.


Kleiner Fuchs (Aglais urticae L.): Er sei hier einer der häufigsten Vertreter der Schmetterlinge. Sein Lebensraum seien vor allem Viehweiden, da die Raupen sich gerne von den Brennnesseln ernähren, die das Vieh auf den Weiden stehen lasse. An dem Radweg der Industriekultur, neben unserem Garten, wachsen die Brennesseln in großer Menge und bieten den Raupen somit gut Nahrung. Laut wikipedia kann der kleine Fuchs in warmen Gegenden auch in mehreren Generationen vorkommen und ist ein Wanderfalter, der bis in Höhen von 3500 m zu finden ist. Er überwintert bei uns "...an geschützten Orten wie Kellern, Dachböden, Garagen oder auch in natürlichen Verstecken ...". Deshalb ist er auch schon früh im Jahr zu beobachten.


Lebensraum Zollverein: Frau Scholpp und Herr Schoch konnten dazu viel Interessantes über diesen speziellen Lebensraum erzählen: Über die Ansiedlung neuer Pflanzen (Neophyten) aus verschiedenen Ländern durch den Bahntransport, wie z.B. Goldruten und Nachtkerzen aus China, über Moose, Flechten und blauflügelige Heuschrecken, die sich dem Extremstandort angepasst haben. Der Boden aus Kohleschlamm könne sich im Sommer bis auf 60°C aufheizen. Auf dem nährstoffarmen Boden der Halden könnten vor allem Birken, Robinien und Weiden überleben. Auch die hier vorkommenden Libellen- und Amphibienarten seien an den Extremstandort angepasst, Kreuzkröten und Südliche Binsenjungfern hier anzutreffende Pionierarten. Auch Fledermäuse, Schwebfliegen, Wildbienen und Wanzen seien hier anzutreffen. Hinter der Kokerei Zollverein fänden wir Schmetterlingsfliedersträucher, Pappeln, Birken, junge Erlen und könnten neben typischen Vogelarten auch Stieglitze und Klappergrasmücken hören; manchmal auch "... das Zirpen der Weinhähnchen ..." (s. Natur auf Zollverein". Hier finde ich auch eine Wanderkarte, um diesen Lebensraum selbst zu erkunden.

 

Beobachten, Beobachtungen melden - Mitmachaktion des NABU

Seit der Exkursion scheine ich noch mehr Augen für die Schmetterlinge zu haben, sehe jeden Tag mehrere Schmetterlinge in unserem Garten und beim Spaziergang auf der Route Industriekultur (von links nach rechts in der obigen Bildergalerie): Admiral, Blläulinge, Kleiner Fuchs, Kohlweißlinge, im Mai einmal einen Jakobskreuzbär und gestern ein Kleines Nachtpfauenauge und Sonntag der Buchsbaumzündler in unserer Badewanne.

 

Admiral (1. Foto): Laut Schmetterlingsexperten ist der Admiral, ein Einwanderer aus Afrika, ein Wanderfalter, dem es aber seit ca. 20 Jahren auch schon gelingt hier zu überwintern. Es ist ein großer Falter, der durch leuchtend rote und weiße Zeichnungen auffällt (s. Foto oben). Der Falter saugt gerne an Blüten, z.B. am Schmetterlingsflieder und die Raupe lebt meist an Brennnesseln.

 

Bläuling (2. Foto): Laut Schmetterlingsexperte ist der Hauhechelbläuling (s. Foto, oben) der hier, von April bis September, am häufigsten zu beobachtende Bläuling. Er bevorzuge Kleearten und ungedüngte Wiesen. Das Männchen ist oberseits blau, das Weibchen braun mit einer Punktreihe unten.

 

Buchbaumzünsler (3. Foto): Laut wikipedia ist dieser Falter nicht heimisch, ein Neozoon aus Ostasien und wurde erstmals 2006 in Deutschland gesehen. Der Falter würde zwar nicht auf Buchsbäumen leben, aber gerne seine Eier dort ablegen. Buchsbäume haben wir mehrere in unserem Garten, einen direkt vor dem Badezimmerfenster. Er kann wohl erhebliche Schäden an den Buchsbäumen ausrichten. Wir werden das beobachten.

 

Jakobskrautbär (4. Foto): Da ich diesen Falter zum ersten Mal im Mai in unserem Garten gesehen habe, konnte ich ein Foto von ihm dem Schmetterlingsexperten zeigen. Er erzählte uns, dass der Falter eher nachts fliege, zu der Familie der Bärenspinner gehöre und die Raupe, wie der Name sagt, an Jakobs-Greiskraut lebt, das viel auf der Halde Rheinelbe in unserer Nähe und in der Zeche Zollverein anzutreffen ist. Der Aufenthaltsort der Schmetterlinge könne allerdings viele Kilometer entfernt sein.

 

Kleines Nachtpfauenauge (5. Foto): Diesen Vertreter der Augenspinner habe ich zum ersten Mal gesehen; es ist wohl ein Weibchen. Die Falter suchen keine Nahrung mehr, las ich und die Raupe lebt z.B. gerne an Brombeerstäuchern, die an der benachbarten Route Industriekultur reichlich vorhanden sind. Dieser prächtige Nachtfalter war Schmetterling des Jahres 2012.

 

Mitmachaktion des NABU: Alle Schmetterlingsfreund_innen werden aufgerufen bei der Zählaktion der Falter mitzumachen, auch, um auf das Artensterben aufmerksam zu machen. Dazu sollen wir im Garten oder in einem Park eine Pflanze auswählen, die wir an einem Tag, möglichst mehrmals oder sogar an mehreren Tagen beobachten und die Falter zählen, die wir dort sehen. Auf der Zählhilfe sind 11 Schmetterlinge abgebildet und besteht die Möglichkeit weitere Schmetterlinge einzutragen. Beobachtungszeitraum ist vom 20. Juni bis 26.Juli 2015 und die Beobachtungen sollen bis zum 9. August an schmetterlingszeit@NABU-NRW.de mit dem Betreff "Zeit der Schmetterlinge" geschickt werden.

 

Fazit und Ausblick

Eine geführte Exkursion auf dem Gelände der Zeche Zollverein ist in meinen Augen sehr zu empfehlen. Mir hat sie große Freude gemacht und den Blick für Schmetterlinge und Raupen, für die vielfältige Natur, die sich dort bereits angesiedelt hat, eröffnet. Dort werden noch weitere interessante Exkursionen angeboten und ich habe mich schon zu zwei weiteren angemeldet. Eine vorherige Anmeldung ist auf jeden Fall zu empfehlen.

In diesem Artikel habe ich Ligusterschwärmer, Abendpfauenauge, Kohlweißling, Kleiner Fuchs, Admiral, Bläuling, Buchsbaumzünsler, Jakobskrautbär und Kleines Nachtpfauenauge ein wenig vorgestellt.

An der Mitmachaktion des NABU für Schmetterlingsfreund_innen werde ich auf jeden Fall teilnehmen, die Falter an dem Schmetterlingsflieder in unserem Garten an mehreren Tagen, zu verschiedenen Zeiten, bis zum 26. Juli zählen und die Beobachtungen bis zum 9. August per E-mail an schmetterlingszeit@NABU-NRW.de  mit dem Betreff "Zeit der Schmetterlinge" senden. Über die Ergebnisse werde ich berichten und noch weitere Schmetterlinge vorstellen.

Wenn du Schmetterlinge toll findest und/oder Lust daran hast deinen Balkon, deine Terrasse oder deinen Garten so zu gestalten oder zu verändern, dass immer etwas blüht und du gleichzeitig Schmetterlinge anlocken kannst, dann findest du in meinem blog-Artikel "Der Schmetterlings-Kräuter-Garten - ein Fest für die Sinne" Tipps. Auf dem "Portal für Schmetterlinge/Raupen" des BUND kannst du zusammen mit Laien, Fortgeschrittenen und Profis deine Beobachtungen und eventuell Fotos austauschen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Anonymus (Montag, 22 Mai 2017 16:57)

    Hallo,
    ohne Jemanden zu nahe zu treten, bitte ich um Beachtung folgender Anmerkungen: die Raupe vom Gabelschwanz wurde ebenfalls durch den Schmetterlingsexperten auf dem Gelände ausgesetzt und stammt somit auch nicht aus dem Raum Essen. (Faunenverfälschung?)
    Und die Raupen des angeblichen Mondvogels sind bei näherer Betrachtung von der Pappelblattwespe (Trichiocampus viminalis) und nicht vom Mondvogel.
    VG