Ein Hummel-Garten; denn ohne Hummeln keine Tomaten, kein Ketchup, keine Erdbeeren? (2015)

Seit dem Vortrag eines Hummelexperten gilt meine neue Faszination den Hummeln in unserem Garten, besonders der Erdhummel, die gerade die Blüten der Akeleien und Kastanie bestäubt. Hummeln liefern zwar keinen Honig, sind aber diejenigen, die hauptsächlich die Tomatenpflanzen bestäuben können. Auch Obstbäume, Himbeeren, Waldbeeren, Kiwi und Melonen z.B. werden von Hummeln effektiver bestäubt als von Honigbienen, erfuhr ich. Erdbeeren sind besonders prall und schön, wenn sie von Hummeln bestäubt werden. Hummeln sind allwettertauglich und können, anders als Honigbienen, schon unter 10°C fliegen. Natürlich habe ich weiter große Freude daran, die Vögel, Libellen, Schmetterlinge (s. mein blog-Artikel), den Igel, die Molche und Kröten in unserem Garten zu beobachten.  Die dagegen eher unscheinbaren Hummeln hatte ich bisher kaum beachtet und wusste bis vor Kurzem auch nicht welche Bedeutung sie haben, und wie sie sich von den Honigbienen unterscheiden. Deshalb freue ich mich, dass wir in unserem Garten schon viele pollenreiche Blüten und gute Möglichkeiten zur Nestbildung haben und wir die Erdhummel jetzt jeden Tag fliegen sehen. Auch der Hummelschutz ist ein Beitrag zum internationalen Tag der Artenvielfalt; im WAZ-Artikel vom 21. Mai 2015 "Jede dritte Tierart ist in Gefahr" schreibt Elke Silberer, dass es auch die Erdhummel schwer habe.

Hummeln sind nützliche, effektive Bestäuber

"Hummeln können – obwohl sie zu den wechselwarmen Tieren zählen – in Grenzen unabhängig vom Klima agieren. So fliegen Hummelköniginnen auch bei unter 0°C." Das liegt daran, dass sie, anders als die Honigbienen, über eine effektive Thermoregulation verfügen, die auf der Seite aktion hummelschutz ausführlich beschrieben und erklärt wird. Je größer die Hummel desto besser gelingt die Thermoregulation. Daher können Hummel-Königinnen bei niedrigeren Temperaturen fliegen als die kleineren Arbeiterinnen.

Hummeln sind deshalb bei Frosteinbruch im Frühjahr so nützlich und bedeutsam, da sie dann die Obstbäume und Wildpflanzen bestäuben können; ebenso für die Wildpflanzen in höheren, kälteren Regionen, während die Honigbienen erst ab 8°C fliegen können. Hummeln sind in den Alpen häufig die einzig aktiven Insekten.

Hummeln sind auch fleißiger und effektiver als Honigbienen, perfekte Bestäuber. In dem Artikel "Ohne Hummeln kein Ketchup" las ich, dass Honigbienen ca. 3000 Blüten pro Tag bestäuben, Hummeln dagegen ca. 5000 Blüten pro Tag. Honigbienen kommen sehr schlecht an die Pollen der Nachtschattengewächse, z.B. der Tomaten, da deren Staubbeutel nur winzige Öffnungen besitzen. Hummeln können die Pollen durch Vibration herausschütteln. Es gibt deshalb fast keine Gewächshaus-Tomate mehr ohne Hummel-Bestäubung, auch deshalb, weil sich Hummeln auch im Dunkeln gut orientieren können. Eine positive Folge des Einsatzes von Hummeln im Gewächshaus ist neben dem Ertrag, dass keine Insektizide eingesetzt werden, da die Hummeln sonst sterben.

Aufgrund des Gewichts und der Rüssellänge der Hummeln können sie auch komplexere Blüten bestäuben. Luzerne und Rotklee wird fast nur von Hummeln bestäubt und Eisenhut nur von Hummeln.

Die schön geformten und großen Erdbeeren, die wir kaufen, sind aus dem Gewächshaus und entstehen dadurch, dass jede Eizelle der einzelnen Nüsschen der Erdbeere durch die Hummeln bestäubt wird, durch perfekte Übertragung von Blütenstaub. Bienen bestäuben eher nur randständige Narben. Deshalb werden Hummeln auch zur Saatgutgewinnung eingesetzt.

 

Die Bildergalerie zeigt einen Ausschnitt von Pflanzen, die in unserem Garten stehen, an denen sich nicht nur die Hummeln und Schmetterlinge erfreuen. Von oben nach unten und links nach rechts: Buschwindröschen, Kastanie, Birne, Mohn, Beinwell, Mosaikjungfer auf Schmetterlingsflieder, Geißblatt und Nachtkerze. 

Hummelschutz, Hummelgarten

Die Webseite des Hummelexperten Cornel van Bebber ist eine Fundgrube für alle, die sich für diese Tiere, einen hummel-freundlichen Garten, den Hummelschutz interessieren. "Hummeln sind klug: Sie merken sich über viele Kilometer Blüten und Neststandorte, beobachten sich gegenseitig, kommunizieren und warnen sich durch Geräusche. Hummeln lernen schnell und unterscheiden lohnende von weniger ertragreichen Blüten. Weil sie wichtige Bestäuber sind, stehen sie unter Schutz, 7 Hummelarten sind noch häufig. Hummeln sind soziale Insekten und mit den Bienen verwandt, sie gehören zu den Wildbienen."

Die "Trachtpflanzenliste" für Hummeln finde ich sehr hilfreich, um etwas zum Hummelschutz und somit zur Artenvielfalt und zu meiner Augenweide beizutragen. Hier kann ich nachlesen, wann die Pflanze blüht, wie viel Pollen zur Ernährung der Nachkommen und wie viel Nektar als Energiegeträger (Zucker) die jeweilige Pflanze zur Verfügung stellt, welche der einheimischen Hummeln hier Nahrung finden usw.. Nicht nur bei der Auswahl der Rosen muss ich darauf achten, dass diese nicht gefüllt sind. Das wusste ich nicht. Botanisch gesehen sind Blüten umgewandelte Blattorgane: Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblätter. "Durch Züchtung schafft man es, die Staubblätter in Blütenblätter umzuwandeln. Die Blüte wirkt größer, üppiger, sie ist “gefüllt”. Leider bietet sie keinen Blütenstaub mehr, denn die Staubblätter wurden ja umgewandelt." (s. Blumen für Bienen und Hummeln)

Frühjahr: Zu dieser Jahreszeit finden die Hummeln eher genug Nahrung, da Weiden, Schlehen und Rosengewächse blühen und nur wenige Hummeln zu dieser Zeit Nahrung suchen, der Staat noch sehr klein ist. In unserem Garten blühen dann z. B. sehr viele Akelei (s. Foto oben), Buschwindröschen, Beinwell, Rhododendron, die Rosskastanie, die Rosengewächse Apfel- und Birnbäume, sowie Feuerdorn, Nelkenwurz und Spiersträucher, Traubenhyzinthe und Thymian.

Sommer: Wider Erwarten herrsche jetzt für die Hummeln eher Nahrungsmagel, da die landwirtschaftlichen Flächen kaum mehr Blüten aufweisen, Gärtnereien sich zunehmend auf Frühblüher spezialisieren und die städtischen Gärten im Sommer eher grün und blütenarm seien. Die Folge sei massenhaftes Hummelsterben. Ein Garten, in dem zu jeder Jahreszeit immer auch Blumen blühen, ist also nicht nur dauerhaft schön anzusehen, sondern ein Garten auch für Insekten, für die Artenvielfalt. Geißblatt,Lavendel, Nachtkerze, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Sommerflieder (Schmetterlingsflieder) und Thymian z.B. sind nicht nur nützlich für Schmetterlinge  "Der Schmetterlings-Kräuter-Garten - ein Fest für die Sinne"), zum Teil für die Küche (s. meinen blog-Artikel "Endlich Frühling und Lust auf frische Kräuter"), sondern können auch den Hummeln helfen zu überleben und erfreuen unsere Sinne. Auch  Löwenzahn und Weidenröschen, die so zahlreich in unserem Garten blühen, betrachte ich jetzt mit anderen Augen. Der Fingerhut, (Vorsicht, giftig), sät sich in unserem Garten immer selbst aus, ist eine Augenweide und bei Hummeln und anderen Insekten sehr beliebt. Blutweiderich, Kapuzinerkresse, Lupine, Mädesüß und Mohn gefallen mir und den Hummeln ebenfalls sehr in unserem Garten.

Hummelarten: "Welche Hummel ist das?"

In Deutschland gibt es ungefähr 36 Hummelarten und alleine im Raum Bochum leben, laut dem WAZ-Artikel " Kostenlose App "Map of Life" zeigt die Karte des Lebens" 30 Hummelarten. Hier habe ich auch zum ersten Mal von dieser kostenlosen App gelesen: "Mit dieser „Karte des Lebens“ können Daten und Steckbriefe über fast alles, was da in der unmittelbaren Umgebung kreucht und fleucht, abgerufen werden." Toll!


Kostenlose App "Map of Life" zeigt die Karte des Lebens | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/leben/die-karte-des-lebens-id10707535.html#plx443100652
Mit dieser „Karte des Lebens“ können Daten und Steckbriefe über fast alles, was da in der unmittelbaren Umgebung kreucht und fleucht, abgerufen werden.

Kostenlose App "Map of Life" zeigt die Karte des Lebens | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/leben/die-karte-des-lebens-id10707535.html#plx443100652

Auf der Webseite der Aktion Hummelschutz kann ich  lesen wie man die vorkommenden Hummelarten ermittelt, fand ich eine übersichtliche Bestimmungshilfe und die häufigsten Hummelarten, die im Garten vorkommen können, werden vorgestellt: Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), Gartenhummel (Bombus hortorum), Ackerhummel (Bombus pascuorum), Baumhummel (Bombus hypnorum), Wiesenhummel (Bombus pratorum) und die Steinhummel (Bombus lapidarius). Alle Hummeln gehören zur Familie der Bienen (Apidae) und zusammen mit den Wespen und Ameisen zu den Hautflüglern (Hymenoptera).

 

Fazit und Ausblick

Es gibt ca. 36 Hummelarten in Deutschland, Sie gehören zur Familie der Bienen (Apidae). Die häufigsten Hummeln sind: Erd-, Acker-, Garten-, Baum-, Wiesen- und Steinhummel. Auf der informativen webseite "aktion hummelschutz" fand ich auch eine für mich gelungene, gut handhabbare Bestimmungshilfe. Die kostenlose App "Map of life" ermöglicht mir "die Umgebung auf Tier- oder Pflanzenarten zu überprüfen sowie eigene Beobachtungen zu dokumentieren und zu teilen." Hummeln sind aufgrund ihres Körperbaus, ihrer Lebensweise und ihrer Fähigkeit zur Thermoregulation besonders effektive Bestäuber. So bestäuben sie fast alleine Nachtschattengewächse, z.B. Tomaten, sowie Luzerne und Rotklee, sind in den Alpen häufig die einzig aktiven Insekten, können Obstbäume und Wildpflanzen auch bei Frosteinbruch im Frühjahr bestäuben, bringen besonders große und wohl geformte Erdbeeren zustande und sind allein in der Lage den Eisenhut zu bestäuben. Den Garten, die Terasse oder den Balkon so zu bepflanzen, dass Hummeln Nahrung finden, besonders wichtig im Sommer, ist auch für andere Insekten nützlich, ein Beitrag zur Artenvielfalt und ein Fest für unsere Sinne.

In meinem nächsten Beitrag möchte ich über das Hummel-Leben zu den verschiedenen Jahreszeiten schreiben, über den Bau eines Nistkastens und was aus dem Hornklee-Samen geworden ist, den es bei dem Hummel-Vortrag von Cornel van Bebber als Geschenk gab.

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Kommentare: 2
  • #1

    Nordmann (Montag, 13 Juli 2015 12:01)

    Der neue Newsletter: http://aktion-hummelschutz.de/seltene-hummeln-pflanzen/

  • #2

    Angelika (Sonntag, 19 Juli 2015 18:34)

    http://www.derwesten.de/panorama/wissenschaft/klimawandel-verkleinert-lebensraum-fuer-hummeln-id10868322.html