Kosmetika ohne Mikroplastik - das erste Gesetz und Hersteller_innen reagieren (2014)

Anfang Juli las ich in zwei taz-Artikeln, dass die Hersteller_innen von Zahnpasta und Make-up auf die Kritik von Umweltschützer_innen und vor allem Verbraucher_innen reagieren und an Alternativen zur Verwendung von Mikroplastik arbeiten. Dr. Michael Meyberg, für den Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel: „Ich gehe davon aus, dass sich der Einsatz in drei Jahren drastisch reduziert hat." In den USA gibt es laut der taz "Es geht auch ohne Mikroplastik" bereits das erste Gesetz, im Bundesstaat Illinois, das ab 2019 Mikroplastik verbietet. Also, wir Verbraucher_innen können etwas tun, auch sofort.

Meine eigenen Versuche, nur noch Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik zu kaufen, sind schon ziemlich mühsam, nicht nur, weil das Kleingedruckte so schwer zu lesen ist. Es ist leider teilweise sehr schwer Alternativen zu finden und es erstaunt mich immer wieder in wie vielen und welchen Produkten Mikroplastik steckt. Im Juni versuchte ich z.B. Flüssigseife und einen Sonnenschutz ohne Mikroplastik zu finden und stieß auf große Probleme. Jetzt suche ich nach einer reichhaltigen Tagescreme mit UV-Schutz und einem anderen Waschmittel.

Die Produktpalette, vor allem in meinem Bad, hat sich seit der ersten Berührung mit diesem Thema stark verändert. "Die schwarze Liste des Umweltverbands BUND verbreitet sich rasch" schreibt die taz in dem Artikel "Kosmetik löst das Problem nicht" und sie ist noch lange nicht vollständig. Mittlerweile sollen laut taz mehr als 200 000 Menschen sie heruntergeladen haben, enthält sie schon 12 Seiten mit folgenden Produkten: Zahnpasten, Kontaktlinsenreiniger, Peelings/Gesichtsreiniger,Gesichtspflege, Dusch-/Waschgel, Puder/Make-up/Concealer/Rouge, Shampoo, Lidschatten/Mascara/Eyeliner/Augenbrauenstift, Lippenstift/Lipgloss/Lipliner, Fußpflege und Handpflege. Ihr könnt mitmachen, in dem ihr Produkte ohne Mikroplastik kauft und diejenigen mit Mikroplastik, die ihr findet, die noch nicht auf der schwarzen BUND-Liste stehen, an den BUND meldet. Jede_r Verbraucher_in kann etwas ändern; s."Umweltbewusst einkaufen – Konsumenten in der Verantwortung" so lautete z.B. ein Programmpunkt der Tagung in Köln "Mikroplastik  in der Umwelt", auf der die BUND-Meeresschutzreferentin Nadja Ziebarth laut taz, s.o., - einen ersten Erfolg gemeldet hat: "Colgate-Palmolive hat uns mitgeteilt, dass er keine Plastikpartikel mehr in seiner Zahnpasta verwendet."

Lies zu diesem Thema auch meine beiden Artikel:

Wie kommt Plastik durch uns in Milch, Honig, Leitungswasser, Tiermägen... - Was kannst du tun? und Plastik in Milch und Honig durch viele Kosmetikprodukte - Was können wir tun? Teil II

 

Alternativen zur Mikroplastik in Kosmetika

In dem taz-Artikel "Es geht auch ohne Mikroplastik" erfuhr ich, dass das Frauenhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Sulzbach-Rosenberg an "Biowachspartikel als Alternative zu Mikroplastik" forscht: "Bienenwachs, Karnaubawachs oder Candelillawachs sind nachwachsende Rohstoffe und – im Gegensatz zu Kunststoffen und Biokunststoffen – in Wasser relativ schnell biologisch abbaubar. Wir nehmen solche Wachse übrigens als Bestandteil vieler Lebensmittel, beispielsweise in Form von Überzügen von Süßigkeiten, nahezu täglich auf."

 

Handlungsbedarf

In dem taz-Artikel "Kosmetik löst das Problem nicht" las ich, dass 500 Tonnen Mikroplastikpartikel in der kosmetischen Industrie, allein in Deutschland, jedes Jahr eingesetzt werden - laut Roland Essel vom Forschungsinstitut Nova. Weitere Informationen aus diesem Artikel: Weltweit würden jährlich 288 Millionen Tonnen Plastik hergestellt, unter anderem für Verpackungen, Autoteile, Textilien und Baumaterial. 13000 Plastikmüllartikel würden pro Quadratkilometer auf der Wasseroberfläche schwimmen, weitere 15 Prozent würden an die Küsten gespült und 70 Prozent würden auf den Meeresboden sinken. Stefanie Werner vom Umweltbundesamt: "Meerestiere verenden. Wir essen mit Schadstoffen belastete Fische. Der Handlungsbedarf ist also unübersehbar." Eine Plastikflasche benötigt laut taz 450 Jahre und ein Fischernetz aus Nylon 600 Jahre, um sich zu zersetzen. Dipl.-Phys. Michael Carus, Geschäftsführer des Nova-Instituts, laut taz: "Technisch sind wir in der Lage, 90 Prozent der petrochemischen Polymere zu ersetzen." (Petrochemie: Herstellung chemischer Produkte aus Erdöl und Erdgas; Polymere: Sehr große Moleküle, die aus vielen gleichen Untereinheiten bestehen. Synthetische Polymere kennen wir meist als Kunststoffe)  Doch nicht jeder Biokunststoff sei wirklich geeignet.

Bis es auch in Deutschland ein Gesetz gegen Mikroplastik in Kosmetika gibt und dieses greift, kann jede_r von uns durch verantwortungsbewusstes Konsumieren handeln und dadurch auch offensichtlich Druck auf die Kosmetikindustrie erzeugen. Mach mit!

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Angelika Nordmann (Donnerstag, 30 Juni 2016 20:15)

    Eine Ergänzung zu meinem Artikel :
    "Neue Erkenntisse zu Mikropartikeln
    Plastikpest bremst Fische aus

    Kunstoffpartikel im Wasser schädigen Barsche. In den USA ist Mikroplastik verboten. In Deutschland setzen die Behörden auf Dialog mit der Industrie." s. taz-Artikel vom 21.Juni2016
    http://www.taz.de/Neue-Erkenntisse-zu-Mikropartikeln/!5311156/