Unterschätzte Wildkräuter: Zum Essen, Dekorieren, gegen Insektenstiche, Warzen ...(2013)

Seit der Kräuterwanderung auf der Rungenberghalde hat sich mein Blick auf die Wildkräuter, dank der Tipps der Kräuterpädagogin, noch einmal deutlich geändert. Ab jetzt lasse ich die Gundelrebe nicht nur an einigen Stellen in meinem Garten wachsen, sondern werde sie auch zunehmend verwenden. Ich stelle hier auch noch weitere Wildkräuter vor, die sich für Salate, Kräuterbutter, -limonade und -quark eignen. Außerdem kannst du hier lesen wie du dir ein einfaches Mittel gegen Warzen pflücken kannst, erfährst was das Labkraut mit der Käseherstellung zu tun hat, wie du ein Mittel gegen Insektenstiche in der Natur findest und was Beifuß, Labkraut, Schafgarbe, Schöllkraut und Spitzwegerich sonst noch zu bieten haben. Welche "Schätze" wir doch bei unseren Spaziergängen finden können, die unsere Gerichte mit tollen Aromen bereichern, mit denen das Dekorieren von Tischen und Speisen solche Freude machen kann und die bei richtiger Verwendung auch noch unserer Gesundheit dienen können!

Gundermann oder Gundelrebe

Der Name Gundelrebe gefällt mir so gut, obwohl Gundermann sicher bekannter ist. Früher habe ich in meinem Steingarten gegen ihn gekämpft, damit er nicht die von mir gepflanzten und geschätzten Blütenpflanzen überwuchert. Als ich vor Jahren dann gelesen habe, dass ich die Blättchen im Salat verwenden kann, habe ich ihm Plätze in meinem Garten eingeräumt. Richtig schätzen gelernt habe ich ihn aber erst jetzt.

 

Erkennen: Du findest ihn gerne im Halbschatten und kannst ihn am besten im Mai bis Juni an den blauvioletten Lippenblüten zusammen mit den rundlichen bis nierenförmigen, hübsch eingekerbten, oft behaarten Blättern erkennen. Außerdem sind die nichtblühenden, oberirdischen Ausläufer charakteristisch, die an den Knoten oft bewurzelt sind. Die Gundelrebe, botanisch Glechoma hederacea L., kann bis zu 40 cm hoch werden und hat einen vierkantigen Stängel.

 

Verwendung: Besonders schön finde ich die hübschen, blauen Lippenblüten als essbare Dekoration, z.B. für Salate oder Gemüse. Heute habe ich meinen Salat, Tomaten-Paprikasalat mit Basilikum, Rucola, Salbei, Schnittlauch, Selleriestaude, Thymian und Zitronenmelisse aus meinem Garten, mit den Gundelrebenblüten gekrönt, wie du am ersten Bild dieses Artikels sehen kannst. Den zarten, süßen Geschmack der Blüten habe ich zwar nicht wahrgenommen, aber die zarten Blätter hatten ein tolles Aroma, ein wenig minz- und thymianartig. Sie können deshalb auch für frischen Atem oder als Aroma für Tees und Öle verwendet werden. Laut dem Buch "Essbare Wildpflanzen" hat der Gundermann eine stoffwechselregulierende Wirkung, kann daraus hergestelltes Öl zur Behandlung von Wunden und zur Hautpflege genutzt werden und findet er in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung zur Behandlung von Störungen von Dickdarm, Blase und Lungen. (S.G. Fleischhauer, J. Guthmann, R. Spiegelberger: Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, Aarau und München 2013, S. 134).

 

Rezepte: In dem Anhang der Hausarbeit von Cora Ruhrmann "Wildgemüse - Wildsalat, Geschichte, Biologie, Nutzung" findest du Rezepte zu Gundermann-Eis, -Konfekt und -Parfait.

Labkräuter

Die Labkräuter lassen sich wie der Waldmeister daran erkennen, dass ihre Blätter in Quirlen angeordnet sind. Sie haben kleine, weiße, vierblättrige Blüten und blühen von Mai bis September bzw., das Klettenlabkraut sogar bis November. Links kannst du das Wiesenlabkraut sehen, botanisch Galium mollugo L. und die rechten Fotos zeigen das Klettenlabkraut oder Klebkraut, botanisch Galium aparine L., das wirklich, wenn du es anfasst, wie eine Klette an dir klebt. Das kannst du somit leicht erkennen. Es wächst bei mir in ziemlich großen Mengen, direkt neben meinem Garten, an einem Fuß- und Fahrradweg. Die Labkräuter gehören zu der Familie der Röte- oder Krappgewächse, der Rubiaceae, eine der artenreichsten Familien,  zu denen z.B. auch die Kaffeepflanzen gehören, laut wikipedia.

 

Verwendung: In dem wikipedia-Artikel zu Labkräuter lässt sich so schön der Ursprung des Namens und gleichzeitig eine Verwendung nachlesen: "Der Name Labkraut geht auf seine Verwendung als Säuerungsmittel bei der Käseherstellung zurück. Auch der wissenschaftliche Name Galium (v. griech.: Gala = Milch) leitet sich davon her." Das liegt daran, dass in den Labkräutern dem Labferment sehr ähnliche Enzyme vorkommen, die bei der Käseherstellung benötigt werden. Die Kräuterpädagogin hat uns erzählt, dass die weißen Blüten des Wiesenlabkrauts für die Süße in Getränken und die rote Farbe der Wurzeln für Gelees genutzt werden können. Das Echte Labkraut, botanisch Galium verum L., hat übrigens gelbe Blüten. Aufgrund der hübschen Blattquirle lassen sich die Labkräuter auch gut zu Tischkränzen und Serviettenringen verwenden und die Blüten als essbarer Dekorationsstreu. Das werde ich Sonntag mal ausprobieren.

Da die Labkräuter botanisch mit dem Kaffee verwandt sind, s.o., kannst du aus den Samen, wenn du sie stark röstest, ein Aufbrühgetränk herstellen, wie die Autoren in dem Buch "Essbare Wildpflanzen" schreiben (s.o., S. 333f.). Hier ist auch nachzulesen, dass das Kletten-Labkraut in der chinesischen Medizin für Leber, Galle und Blase und das Wiesen-Labkraut in der Naturheilkunde zur Anregung der Nierentätigkeit und zur Entschlackung verwendet werden.

 

Beifuß, Wermut, Schafgarbe, Schöllkraut und Spitzwegerich (von links nach rechts, von oben nach unten)

Jetzt noch ein paar Informationen zu den nächsten Wildkräutern:

Der Beifuß oder auch Edelraute, botanisch Artemisia vulgaris L., gehört wie der Wermut, botanisch Artemisia absinthium L., zu den Korbblütlern, auch Köpfchenblütler genannt, botanisch Asteraceae. Die Blätter sind fiederspaltig, beim Beifuß oberseits dunkelgrün, unterseits mehr oder weniger weißfilzig, beim Wermut beidseits seidig-filzig.

 

Der Wermut, der hier an meinem Teich zu sehen ist, ist nur mit Vorsicht zu verwenden. Bei richtiger Verwendung soll er laut "Essbare Wildpflanzen" (s.o., S. 435 f.) eine wohltuende Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse haben und wurde bereits von Hildegard von Bingen zur Appetitanregung, bei Störungen im Verdauungstrakt und bei chronischen Magenschleimhautentzündungen erwähnt.

 

Der gewöhnliche Beifuß, der von Juli bis Oktober gelblich oder rotbraun blüht, kann laut "Essbare Wildpflanzen" (s.o., S. 437) vor der Blütenbildung, und zwar nur die obersten 10 cm, geschält und mit Zucchinistreifen zu aromatischem Rahmgemüse verwendet werden. Ganz junge Triebe sind wenig bitter und können z. B. zu Eierspeisen, zum Ansetzen von Spirituosen und für Tees verwendet werden. Im reifen Zustand, süßlich bis bitterwürzig, eignen sie sich besonders für fette Speisen, z.B. Gänsebraten, s. z.B. Gans-Rezepte bei Chefkoch.

 

Die Schafgarbe, botanisch Achillea millefolium L., erkenne ich zwar, wenn sie blüht, aber nicht nur an den kleinen zarten Blättern, die du auf dem rechten Foto sehen kannst. Das konnte aber die Kräuterpädagogin und sie erzählte uns auch, dass wir aus ihnen die leckerste Kräuterbutter herstellen können. Die zarten, frischen Blätter sollen auch zu Salaten und Gemüsegerichten genutzt werden können. Leider konnte ich das noch nicht ausprobieren, da auf der Rungenberghalde zu viele Hunde herumlaufen und ich sie auf der Halde Rheinelbe noch nicht gesehen habe. Eine Zeit lang war sie sogar mal in meinem Garten zu finden. Den Namen soll sie übrigens daher haben, dass sie den Schafen gut tat, wenn es ihnen schlecht ging. Sie soll entzündungshemmend, beruhigend, blutreinigend und kräftigend wirken.

 

Das Schöllkraut, botanisch Chelidonium majus L., das an seinem gelb-orangenen Saft zu erkennen ist, gehört zur Familie der Mohngewächse und ist giftig. Der Saft kann aber äußerlich gegen Warzen verwendet werden und soll, durch seine Alkaloide, antibakteriell, antimykotisch, antiviral und zellteilungshemmend wirken.

 

Der Spitzwegerich, botanisch Plantago lanceolata L., aus der Familie der Plantaginacea, Wegerichgewächse, lässt sich gut daran erkennen, dass seine grundständigen Blätter fünf parallele Blattnerven haben, wie du auch auf dem letzten Foto erkennen kannst. Laut "Essbare Wildpflanzen" (s.o., S. 291) ist es die meist verwendete Heilpflanze. Sie ist nicht nur robust und weit verbreitet sondern hilft äußerlich bei Hautentzündungen, Insektenstichen, Schwellungen, Verbrennungen und Verletzungen und innerlich bei Erkrankungen der oberen Luftwege. "Die frischen, gequetschten Blätter können im Freien bei kleinen Wunden und Insektenstichen zur Erstversorgung genutzt werden." Dazu musst du die Blätter nur gut zerquetschen und dann auf den Stich oder die Wunde tupfen. Es soll sofort helfen, Linderung verschaffen, z.B. auch gegen Brennnesseln. Die Knospen kannst du, kurz vor dem Blühen, als Champignonersatz z.B. zum Rührei verwenden, indem du sie mit Olivenoel in der Pfanne anbrätst. Auf dem Foto neben der Schafgarbe siehst du die Knospe, auf dem vorletzten Bild die Blüte.

 

Ich habe also auf meiner ersten Kräuterwanderung viel gelernt, freue mich darauf vieles auszuprobieren, wenn meine Küche wieder betriebsfertig ist und auf die nächste Kräuterwanderung am Freitag.

 

 

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