Fracking stoppen? Was sagen uns die Chemikalien? (2013)

Wie wirken denn die beim Fracking verwendeten Chemikalien? Bei den mehr oder weniger informativen Nachrichten über das Fracking, die ich nun schon etwas länger verfolge, ärgert mich immer wieder, auch aktuell im Zusammenhang mit der Bewertung des Gesetzesentwurfs, dass nicht, oder nur äußerst dürftig, erwähnt wird um welche Chemikalien es sich eigentlich handelt und, vor allem, welche Wirkung sie haben. Dem wollte ich nachgehen, wurde fündig und möchte das Fracking stoppen. Willst du Genaueres wissen? Dann lies weiter.

Chemie, Chemikalien - Vorurteile und Informationen

Es ärgert mich, dass ich durch die Medien nicht erfahre, welche Chemikalien verwendet werden. So ist jedeR selbst gezwungen zu recherchieren, um diese Seite des Fracking beurteilen zu können und durch diese Nicht-Information wird meines Erachtens das Vorurteil unterstützt Chemikalien seien sowieso schädlich. Das passt zu der eher gängigen Meinung, die ich oft zu hören bekomme, Chemie sei eher gefährlich und Biologie eher ungefährlich. Das ist so falsch wie undifferenziert. Beide Naturwissenschaften haben doch, wie ja auch ihr Name sagt, als Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen die Natur. Während die Chemie sich vor allem mit den Eigenschaften und Reaktionen von Stoffen beschäftigt, befasst sich die Biologie mit den Erscheinungsformen lebender Systeme, also auch mit den innewohnenden chemischen Prozessen.

Beispiele: In meinem blog über Frühlingsblüher hast du ja z.B. auch schon lesen können, dass es giftige Pflanzen gibt, deren Liste übrigens relativ lang ist - von Adlerfarn, über z.B. Eisenhut, Fingerhut, Schierling usw. bis Wurmfarn. Einige sind dir wahrscheinlich als giftig bekannt, andere weniger. Kochsalz, Natriumchlorid, ist z.B. einerseits eine wichtige Chemikalie, also ein bedeutender Rohstoff der chemischen Industrie, andererseits ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung und als isotonische Kochsalzlösung in der Medizin lebensnotwendig. Kochsalz kommt einerseits in der Natur vor, kann aber auch z.B. durch die Neutralisation von Natronlauge mit Salzsäure hergestellt werden. Also, es ist schon notwendig zu wissen, um welche Chemikalien es sich handelt, um diesen Aspekt des Fracking beurteilen/bewerten zu können.

 

Informationen aus einem wissenschaftlichen Gutachten:

In dem wissenschaftlichen Gutachten "Humantoxikologische Bewertung der beim Fracking eingesetzten Chemikalien im Hinblick auf das Grundwasser, das für die Trinkwassergewinnung genutzt wird", von Professor Dr. Ulrich Ewer,  Prof. Dr. Fritz H. Frimmel und Dr. Birgit Gordalla, erschreckt mich die Anzahl der bedenklichen, gesundheits- und wasser- gefährdenden Substanzen einerseits und die Angabe, dass die Zusammensetzung der verwendeten Chemikalien je nach geologischen Bedingungen ständig wechselt und schwer in Erfahrung zu bringen ist, andererseits.

 

Humantoxikologische Bewertung der beim Fracking eingesetzten Chemikalien im Hinblick auf das Grundwasser, das für dieTrinkwassergewinnung genutzt wird

 

 

Die Gefahr, die von den einzelnen Stoffen ausgeht, wird zwar aufgrund der angenommenen, unterschiedlich starken Verdünnung (S. 5), als eher nicht so gefährlich eingeschätzt, andererseits spricht das auf S. 46  geschriebene Fazit in meinen Augen Bände: "Zusammenfassend ist festzustellen, dass Exxon Mobile sich erfolgreich bemüht, bei der Entwicklung neuer Rezepturen für Frack-Flüssigkeiten Additive mit möglichst geringer Toxizität und möglichst geringem wassergefährdenden Potential einzusetzen." Additive sind laut wikipedia Zusatzstoffe, die in geringen Mengen verwendet werden und Toxizität gibt die Giftigkeit an.

 

In diesem Gutachten lassen sich, allerdings nur für drei Orte, die verwendeten Chemikalien nachlesen: An einem Ort, Bohrstelle Buchhorst, waren die Hälfte der verwendeten Chemikalien gesundheitsschädlich oder giftig, (S.10) einer steht in Verdacht krebserregend zu sein (S.12); bei einem zweiten Standort, Bohrstelle Cappeln, wurden mehr als die Hälfte gesundheitsschädlicher, giftiger, ätzender Stoffe eingesetzt (S. 17 f) und an dem dritten Standort, Bohrstelle Damme, waren ca. 1/3 der verwendeten Chemikalien giftig oder gesundheitsschädlich (S. 19). Angemerkt wurde, dass der Einsatz gefährdender Chemikalien in den letzten Jahren verringert wurde und nur die aktuellsten drei Mischungen, nach Angaben von Exxon Mobile, untersucht wurden. Die angegebene Internetadresse, 

 

http://www.erdgassuche-in-deutschland.de/hydralic_fracturing/frac-fluessigkeiten/index.html).

 

ließ sich von mir leider nicht öffnen (S.1).

Zur Wassergefährdung: Die meisten der verwendeten Stoffe sind laut Gutachten schwach wassergefährdend, zwei werden als wassergefährdend und einer als stark wassergefährdend eingestuft (S. 24 f). Auch hierzu gibt es die Informationen nur von den drei oben angegebenen Orten und aus jüngster Zeit.

Was können wir tun?

Wenn wir uns über die zur Verfügung stehenden Informationen ein Bild gemacht haben, können wir uns entscheiden, ob wir versuchen wollen den Gesetzesentwurf noch zu stoppen. Ich habe eine mail an Dr. Philipp Rösler, Bundeswirtschaftsminister, geschrieben, was mir mithilfe der homepage von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehr leicht gemacht wurde.

Neben dem oben erwähnten Gutachten kannst du dich anhand der Pressemitteilung des Wirtschafts- und Umweltministeriums NRW vom September 2012 über deren Bedenken informieren.  Zitat: "Minister Remmel betonte: Fracking birgt erhebliche Gefahren für Umwelt und Menschen. Das ist nun zum dritten Mal durch ein Gutachten belegt worden. Es handelt sich um eine neuartige Risikodimension mit derzeit nicht voraussagbaren Folgen." Warum teilt diese Einschätzung nicht das Bundeswirtschafts- und Bundesumwelt-Ministerium?

 

Umweltministerium und Wirtschaftsministerium legen Risikogutachten zu Fracking vor

 

 

Auch die links der taz und der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ermöglichen dir weitere Informationen sowie, wenn du es wie ich richtig findest, eine mail an Dr. Rösler zu schreiben.

 

Fracking in Deutschland Entwurf für ein Gesetz vorgelegt

 

Stopp Fracking! 

 

 

Es war schon immer meine Meinung, dass NaturwissenschaftlerInnen sich nicht nur wissenschaftlich mit der Natur beschäftigen sollten, sondern immer auch Folgen naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden abschätzen/beurteilen und sich für den Schutz der Natur und somit natürlich auch der Menschen, als Teil der Natur, einsetzen müssten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Arne (Dienstag, 14 Mai 2013 15:03)

    Das Fracking-Förderungs-Gesetz ist erneut verschoben:
    http://blog.campact.de/2013/05/fracking-forderungs-gesetz-erneut-verschoben/
    "Gute Nachrichten: Gestern Abend hat die Bundesregierung das Thema Fracking erneut kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen. Damit wird es immer unwahrscheinlicher, dass das Fracking-Gesetz von Umweltminister Altmaier und Wirtschaftminister Rösler noch vor der Wahl beschlossen werden kann. "