Herbstzeit ist Kranichzeit, Zeit für die Vögel des Glücks (2014)

"Kraniche machen süchtig. Wenn man ihre Tänze, Rufe und ihren Anmut einmal richtig erlebt hat, kann man keine Rastsaison verpassen und kommt immer wieder zurück." Diese Worte der Kranichrangerinnen A. Kettner und R. Linde in dem Heft "Kraniche - Vögel des Glücks" sprechen mir aus der Seele, nachdem ich so viele Kraniche im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft beobachten konnte. Von dem kleinen Hafen Schaprode aus, im Norden der Insel Rügen haben wir eine beeindruckende Kranichfahrt zu einigen ihrer Schlafplätze gemacht und alleine auf dieser Fahrt, laut Schätzung des begleitenden Kranichexperten, 12000! Kraniche gesehen; teils im Wasser stehend, teils im Minutentakt in großen Zügen einfliegend. Auch bei unseren Spaziergängen zum Hafen Schaprode, zum Beobachtungsturm "Kranichrast in der Udarser Wiek, auf der Fahrt nach Hiddensee und über Stralsund nach Groß-Mohrdorf konnten wir immer wieder große Züge der Kraniche, in den typischen Formationen, fliegen sehen. Ein unvergessliches Erlebnis. Ich erkenne sie schon von weitem an ihren charakteristischen trompetenartigen Rufen und beim Näherkommen an den lang ausgestreckten Beinen, im Vergleich zu den mE in ähnlichen Formationen fliegenden Graugänsen, die auch immer wieder in großen Zügen über uns nach Süden zogen. Nahe der Beobachtungsplattform am Günzer See konnten wir dann, ganz nah, viele Kraniche sehen, die gerade nach Nahrung suchten. In meinem Artikel kannst du noch Genaueres über diese faszinierenden Vögel und unsere Kranichfahrt lesen.

Unsere Kranichfahrt

Kranichfahrten in den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, zu den Schlafplätzen der Kraniche bei Pramort, werden von Schaprode, Stralsund und Zingst aus vom 11. September bis 22. Oktober, ab 16 Uhr angeboten. Für uns ging es am 30.9. um 16.30 Uhr am Hafen Schaprode mit der MS"Gellen" los, moderiert vom Kranichexperten Karsten Peter vom Kranich-Informationszentrum, der uns während der vierstündigen Fahrt so viel Interessantes über die Kraniche und die Boddenlandschaft erzählt und uns dazu wunderschöne Fotos gezeigt hat. Wir haben natürlich so viel wie möglich mit unseren Ferngläsern draußen gesessen, aber auch von innen konnten wir durch die sehr großen Fenster wunderbar sehen. Das Wetter war zwar nicht optimal, da es stark bewölkt war und ab und zu regnete, aber das konnte unsere Begeisterung nicht mindern. Wir fuhren zwischen Hiddensee und Ummanz durch den sehr flachen, meist nur 1,5 m tiefen Schaproder Bodden, vorbei an der Insel Heuwiese und sahen bereits nach 1 1/2 Stunden, überraschend zwischen den ehemaligen Leuchtfeuern von Stralsund, die ersten 500 Kraniche im Wasser stehen. Das ist laut Herrn K. Peter eher selten, da die Kraniche Niedrigwasser benötigen, was an dieser Stelle nicht oft der Fall ist.

 

Nachts schlafen Kraniche stehend in flachen Bereichen von Feuchtgebieten, um sicher vor ihren Fressfeinden, Greifvögeln, Füchsen und Wildschweinen zu sein. Da bestimmte Kranichpopulationen wohl in der Regel die gleichen Sammelplätze aufsuchen, die möglichst bis zu 20 km, höchstens 30 km von den Futterplätzen entfernt sein dürfen, ist diese Boddenlandschaft ideal.

 

Unterwegs sahen wir auch Hunderte von Gänsen, darunter sehr viele Kandagänse und Hunderte von Höckerschwänen, die mit ihrem weißen Gefieder so deutlich auf dem Wasser und in der Dämmerung zu sehen waren; das waren auch sehr schöne Beobachtungen.

 

Dann, gegen 19 Uhr, in der Dämmerung, kamen die Augenblicke, die ich nie mehr vergessen werde: Die Schlafplätze bei Pramort, wo wir insgesamt 12000! Kraniche sahen, so die Schätzung des Experten. Am ersten Platz sahen wir ca. 7000, am zweiten ca. 4000 und an zwei weiteren Schlafplätzen in der Nähe jeweils noch einmal 500 Kraniche. Die meisten standen bereits im Wasser, aber im Minutentakt flogen weitere Kranichzüge dazu. Was für ein Erlebnis!

Der Flug der Kraniche

Kraniche machen bereits mit 10 Wochen ihre ersten Flugversuche und können, wenn sie ausgewachsen sind, im Extremfall 2000 km nonstop fliegen. Sie haben eine Flügelspannweite von 2,20 m und fliegen durchschnittlich in 300 bis 1500 m Höhe, abhängig von den Luftströmungen. Mit Rückenwind können sie sogar eine Geschwindigeit von 100 km/Stunde erreichen; meist beträgt ihre Fluggeschwindigkeit allerdings zwischen 40 und 60 Stundenkilometer. Dieses und weitere erstaunliche Informationen erhielten wir auf unserer Kranichfahrt.

 

In der Rügen-Bock-Region, an der Ostseeküste, treffen sich im Herbst bis zu 70000 Kraniche aus Skandinavien, Finnland, dem Baltikum und Polen, bevor sie spätestens Ende November weiter nach Süden fliegen. Deshalb ist es so interessant sich im Herbst aufzumachen an die Ostsee, wo sich auch einige der wichtigsten Rast- und Sammelplätze Europas befinden. "Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten" so ein Waz-Artikel vom 9.10.2014, in dem die Rügen-Bock-Region, der Kranichtag in Linum, das Kranichzentrum in Groß Mohrdorf, Kranichsafaris in der Lausitz, Kranichritte an der Boddenküste und die Kranichwoche im Internationalpark Unteres Odertal als mögliche Orte und Aktivitäten für Kranichbeobachtungen vorgeschlagen werden. Auch in der Diepholzer Moorniederung lassen sich die Vögel des Glücks bei ihrer Zwischenlandung auf dem Weg nach Süden beobachten. Das las ich heute im Reisejournal der WAZ. Nachlesen kannst du Genaueres online unter "Vögel des Glücks finden ins Bett zurück. Mit Kranich-Zählerin Birgit Klöpper durchs Goldenstedter Moor – Rast auf Wiesen und abgeernteten Maisfeldern." B. Klöpper meint wir Menschen seien auch so fasziniert von Kranichen, weil sie etwas Exotisches hätten. Sie seien intelligent und verfügten über einen ausgeprägten Familiensinn.

 

Milderes Klima, eisfreie Winter und ein ausreichendes Nahrungsangebot haben dazu geführt, dass nicht mehr alle Kraniche aus Skandinavien und Deutschland in die spanische Extremadura fliegen, s. auch die Karte "Kraniche in Europa", oben auf dem Foto, sondern dass einige bereits nördlich der Pyrenäen, in Südwest- und Nordostfrankreich überwintern.

 

Zur Erforschung des Zugverhaltens der Kraniche gibt es ein interessantes europaweites Projekt, die Farbberingung. Seit 1988 wird dazu in Europa ein Drei-Farben-Code verwendet: Am linken Bein ist anhand der Farbkombination das Land zu erkennen, z.B.blau-gelb-blau für Deutschland und am rechten Bein hat der beringte Kranich eine Individualkombination, zusammengestellt aus sechs möglichen Farben.

 

Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten

Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/reise/wie-trompeten-in-der-luft-den-herbstzug-der-kraniche-beobachten-id9833895.html#plx1202981832
Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten

Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/reise/wie-trompeten-in-der-luft-den-herbstzug-der-kraniche-beobachten-id9833895.html#plx1202981832
Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten

Wie Trompeten in der Luft - Den Herbstzug der Kraniche beobachten | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/reise/wie-trompeten-in-der-luft-den-herbstzug-der-kraniche-beobachten-id9833895.html#plx1202981832

 

Fazit und Ausblick

Kraniche zu beobachten ist so fasziniernd und kann süchtig machen. Im Herbst lassen sie sich in Deutschland mE besonders gut im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft beobachten, bei ihrer Rast auf ihrem Flug  nach Süden. Ein unvergessliches Erlebnis war eine Kranichfahrt von Schaprode  aus nach Pramort. Auch die Häfen von Stralsund oder Zingst bieten Kranichfahrten an. In der Rügen-Bock-Region treffen sich im Herbst bis zu 70000 Kraniche und lassen sich an ihren Schlafplätzen im Bodden und/oder bei ihrer Nahrungssuche auf abgeernteten Getreidefeldern, besonders Maisfeldern, gut beobachten. Aussichtstürme zum Beobachten dieser anmutigen Vögel des Glücks gibt es z.B. auf Ummanz und in Schaprode auf Rügen, da sie gerne auch in der Udarser Wiek schlafen und in 20-30 km Entfernung nach Futter suchen. Die Beobachtungsplattform am Günzer See eignet sich deshalb so gut zum Beobachten und dort konnten wir die Kraniche deshalb dort so nah sehen, da hier sogenannte Ablenkfütterungsflächen zur Verfügung stehen, ein Projekt, um die Kraniche und gleichzeitig die Neusaat der Landwirte zu schützen. Beobachter_innen sollten unbedingt darauf achten die scheuen Vögel nicht aufzuscheuchen; denn die Kraniche brauchen unseren Schutz.

 

Im nächsten Artikel möchte ich euch den in Europa vorkommenden Graukranich (Grus grus) und sein Verhalten näher bringen, euch noch weitere Kranicharten sowie Projekte zum Schutz dieser scheuen und anmutigen Vögel vorstellen, euch dadurch auch für ihren Schutz sensibilisieren.

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